2011
Ein neues Jahr bringt neue Chancen. Wir brauchen diese und wollen sie auch
bewältigen. Ich wünsche allen Lesern des Newsletters vor allem ein erfolgreiches
und gesundes neues Jahr 2011.
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Im Oktober und November des letzten Jahres schrieb ich etwas über die Viren,
welche aus meiner Sicht einen Einfluss auf die „Jungtaubenkrankheit“ haben.
Es handelt sich um das Circo-Virus und das Herpesvirus. In diesem Newsletter
möchte ich auf die dritte Ursache eingehen: das Adenovirus. Oft auch im Volksmund
als "Coli" bezeichnet. Dies ist jedoch ein irreführender Begriff. Ich denke, dass die
E. coli-Bakterien eine Rolle bei der Jungtaubenkrankheit spielen, aber "Adeno"
und "Coli" sind wirklich ganz unterschiedliche Begriffe.
Wenn wir über Adeno sprechen meinen wir den Adenovirus, reden wir über Coli so
sprechen wir über Coli Bakterien. Das eine ist ein Virus, das andere ein Bakterium.
Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Behandlung. Gegen Bakterien können wir
etwas tun. Gegen die Virusinfektionen ist dies bereits sehr viel schwieriger.
Erfahrungsgemäss wissen die Züchter, dass es häufig eine Kombination aus beiden
ist. Nach einer Infektion mit dem Adenovirus wird durch die sekundäre Infektion mit
dem Bakterium E. coli das Problem noch schlimmer. In der Praxis wird dann oft von:
"Ich habe Coli bei den Tauben " gesprochen.
Durch die Verwendung verschiedener Begriffe als Synonym ist die Klarheit über die
Krankheit ein wenig in den Hintergrund geraten. Ich merke bei immer mehr Züchtern,
dass sie den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr zu sehen scheinen. Besonders
jetzt, da auch andere Viren und Bakterien eine Rolle beim klinischen Krankheitsbild
spielen und wir alle besser in der Lage sind, den Begriff "Jungtaubenkrankheit” zu
erfassen.
Die Wissenschaft versucht, die verschiedenen Ursachen einer Krankheit voneinander
zu trennen. Aus der Perspektive der Wissenschaft lobenswert und absolut richtig.
Aber dieser Newsletters strebt nach einem praktischen Ansatz. Es ist mittlerweile so,
dass das Krankheitsbild der alljährlich auftretenden “Jungtaubenkrankheit” nicht mehr
ausschliesslich unter dem Begriff “Adenocoli”, “Adeno” oder “Coli” zusammgefasst
werden kann. Es spielen weit mehr Faktoren eine Rolle, auf die ich später in diesem
Newsletter eingehe.
Adenovirose
Sehen wir uns das Adenovirus zuerst an, so können wir uns auf die sekundären
Infektionen bei der „Jungtaubenkrankheit“ konzentrieren.
Das Adenovirus ist seit Jahrzehnten bei Tauben bekannt, aber vor allem in den
letzten 15-20 Jahren hat sich die Bedeutung dieses Virus bei Vögeln erhöht. Es gibt
grundsätzlich zwei verschiedene Krankheitsbilder.
Klassische Form
Die sogenannte klassische Form kommt vornehmlich bei den Jungtauben im
Geburtsjahr vor. Wir sehen die kranken Tauben vor allem zwischen März und Juli mit
einem Höhepunkt im Juni. In den anderen Monaten sind weit weniger Fälle dieser Art
von Adenovirose sichtbar.
Ein weiteres Krankheitsbild, welches auf den Adenovirus zurückzuführen ist, wird
als nekrotisierende Hepatitis (Leberentzündung mit Leberschwund) bezeichnet. Die
Leber schrumpft sehr stark und das Krankheitsbild ist viel dramatischer
als bei der klassischen Form. Dieses Krankheitsbild kann ganzjährig auftreten und
kann Tauben jeden Alters befallen.
Infektionsverlauf
Bei der klassischen Form infizieren sich die Jungtauben in der Regel sobald
die Trainingsflüge starten. Es ist davon auszugehen, dass selbst gesunde
Infektionsträger auf diese Weise empfängliche Tauben anstecken. Die Krankheit
kann durch Kontakt mit kranken Tauben oder durch Kontakt mit Kot von kranken
Tauben erfolgen. Infektionsraten von bis zu 80% der Bestände kommen vor.
Die Inkubationszeit ist die Zeit zwischen der Infektion und dem Auftreten der
Symptome. Diese Zeit ist in der Regel sehr kurz. Zwei bis drei Tage nach der
Infektion ist das Virus bereits wieder aus dem Darm verschwunden. Meist wird in
sehr kurzer Zeit der ganze Bestand über den Kotkontakt infiziert.
Das Virus verursacht schwere Darmstörungen, so haben andere Bakterien wie
E. Coli aber auch Hexamiten und Pilze die Möglichkeit, sich stark zu entwickeln
und machen die Krankheit noch schlimmer. Durch Beschädigung der Darmwand
in Kombination mit dem starken Bakterienwachstum erhöht sich das Risiko einer
Blutvergiftung (Sepsis).
Obwohl die Infektion in den meisten Fällen durch Kontakt mit anderen Tauben in
Körben während der Wettflüge erfolgt werden auch Tauben infiziert, die noch nie
außerhalb ihres Schlages waren. Dies ist auf das Vorhandensein von “gesunden”
Virusträgern zurückzuführen, die plötzlich damit beginnen, eine Menge von Viren zu
produzieren und auszuscheiden.
Obwohl bei der klassische Form besonders der Darm beschädigt wird kann sich das
Virus in den Leberzellen vermehren. Dies ist die Erklärung dafür, dass sich in einigen
Fällen die betroffenen Tauben nur sehr langsam erholen.
Krankheitsbild
Die infizierten Tiere zeigen Gewichtsverlust, Erbrechen und Durchfall. Dies wird dann
durch die Ausbreitung des Virus in den Darmzellen verursacht. Die Sterblichkeit wird
bei diesem Krankheitsbild in der Regel durch Bakterien wie E. coli verursacht. Diese
Tiere leiden dann unter stinkendem grünen Durchfall und Dehydration. Das Virus
selbst ist in der Regel schnell (ca. drei Tage) aus dem Darm verschwunden. Die
anhaltenden Beschwerden werden mehr durch sekundäre Infektionen hervorgerufen.
Tauben, welche an der nekrotisierenden Hepatitis leiden, sterben meist innerhalb
von 24-48 Stunden. Die Symptome sind Erbrechen und gelber Kot.
Oft sterben 30% der Tiere eines Schlages. Über einen Zeitraum von 6 Wochen
können neue Krankheitsfälle auftreten. Zwischen den kranken Tauben sitzen auch
Tauben, welche klinisch nicht betroffen sind.
Es kann sogar sein, dass Nestlinge normal aufwachsen und ihre Eltern erkranken.
Diagnose
Die Diagnose wird weitgehend von den klinischen Symptomen, dem Alter der Tiere
und der Jahreszeit bestimmt. Es gibt jedoch einige andere Faktoren welche auch
Symptome verursachen können. Eine Bestätigung durch weitere Untersuchungen
ist manchmal notwendig. Bis vor kurzem war es notwendig, durch Sektionen und
durch histologische Untersuchung die Diagnose zu bestätigen. Jetzt haben wir die
Möglichkeit, innerhalb von 5 Minuten das Vorhandensein eines Virus nachzuweisen.
Ein großer Fortschritt in der Diagnostik.
Behandlung
Gegen das Adenovirus selbst ist nicht viel zu machen. Es gibt keinen Impfstoff
gegen dieses Virus. Der Adenoimpfstoff für Hühner ist ungeeignet. Der Hersteller
bestätigte, dass er keine Wirkung bei Tauben hat. Ein Liebhaber, der seine Tauben
damit geimpft hat und kein „Adeno“ bekommen hat ist von diesem Impfstoff
überzeugt. Leider haben wir aber feststellen können, dass eine Reihe von Schlägen
trotzdem „Adeno“ bekamen, obwohl sie mit diesem Impfstoff geimpft hatten.
Solange kein Impfstoff zur Verfügung steht, sollte sich die Behandlung auf die
Prävention durch Stärkung der natürlichen Abwehrkräfte konzentrieren, Stress sollte
im Falle eines Ausbruchs so weit wie möglich vermieden werden. Versuchen Sie
im Falle eines Krankheitsausbruches ein geeignetes Mittel einzusetzen, das die
Vermehrung von pathogenen Darmbakterien zu vermeiden hilft. Da die Jungtauben
oft eine latente Hexamiteninfektion haben ist es auch ratsam, diese Parasiten
gleichzeitig zu bekämpfen.
Neben der Behandlung mit einem Antibiotikum ist gezielt die Flüssigkeitsbilanz
zu unterstützen. Die Tiere sind oft durch die schweren Durchfälle gekennzeichnet
und verlieren Feuchtigkeit und können daher austrocknen. Dies kann durch die
Bereitstellung eines Elektrolytgetränkes, z.B. Bony Bolectrol Plus, vermieden werden. Nach der
Behandlung kann zusätzlich ein Probiotikum verabreicht werden.
Die taubenspezifischen probiotischen Produkte tragen zu einer schnelleren Erholung
der Darmflora nach Antibiotikagaben bei.
Diskussion:
Ist der Ausbruch einer heftigen Adenovirusinfektion bei Jungtauben begleitet von
anderen Infektionen ist eine Verabreichung von Medikamenten oft unvermeidlich.
Wenn wir akzeptieren, dass gegen eine Adenovirusinfektion selbst wenig
auszurichten ist, einfach deshalb weil es nur wenige Medikamente mit einer
(günstigen) antiviralen Wirkung gibt, so müssen wir uns auf die Vorbeugung
konzentrieren.
Wie bei der Diskussion über das Virus bereits erkannt gibt es auch wahrscheinlich
gesunde Träger des Virus bei den Tauben die selbst nicht erkranken. Tauben, die
unter normalen experimentellen Schlagverhältnissen künstlich infiziert wurden,
wurden oft nicht krank. Es gibt daher andere Faktoren, die zum Ausbruch der
Krankheit beitragen. Mindestens der Stressfaktor ist beteiligt. Diesen erzeugen wir
normalerweise vor allem während der Trainingsflüge. Erhöhter Stress und die damit
verbundene erhöhte Virusreplikation kann dann zur Erkrankung der bisher scheinbar
gesunden Tauben führen.
Präventive Behandlungen zur Unterstützung hin zu einer gesunden Darmflora und
Abbau von Stress kann erheblich dazu beitragen, das Auftreten dieser Krankheit zu
vermeiden.
Dazu gehört nicht die vorbeugende Verabreichung von Antibiotika, weil diese nicht
nur die pathogenen Darmbakterien abtötet, sondern auch die für die Tauben so
wichtigen Guten.
Probiotika, die Säuerung von Trinkwasser oder die Gabe von Produkten wie Bony
SGR und Bony Sambucca plus können hilfreich sein.
Die Praxis hat zeigt, dass Jungtauben, die nach dem Absetzen eine Woche bis
zehn Tage Bony SGR bekamen und dann weiter 2 mal in der Woche ein geringeres
Ausbruchspotenzial für das Adenovirus haben. Die Erkrankungen selbst sind
dadurch schon recht begrenzt. Tauben, welche auf diese Weise unterstützt werden,
scheinen sich besser auf die manchmal notwendige medizinische Versorgung
einzustellen und werden auch deutlich schneller wieder Fit.
Wie in den vorangegangenen Newslettern ausführlich beschrieben haben wir es
mehr und mehr bei den Jungtauben mit einer Kombination von Krankheitserregern
zu tun, die scheinbar die gleichen Symptome zeigen aber unterschiedliche Ursachen
haben. Daher spreche ich auch lieber von der „Jungtaubenproblematik“.
Der präventive Ansatz bleibt der gleiche, nämlich die Optimierung der Abwehrkräfte
und die Unterstützung der Darmflora, um den Krankheitserregern weniger Chancen
zu bieten.
Es bleibt in besonderen Fällen erforderlich, die Ursache zu ermitteln, sodass eine
gezielte Behandlung durchgeführt werden kann.
Um den Grad der Erkrankung zu beeinflussen ist es umso wichtiger, die
Gesundheitsvorsorge zu forcieren mit dem Ziel, den Infektionsdruck unter Kontrolle
zu halten.
Unsere Klinik bietet für die Gesundheitsvorsorge zunächst die laufende Kontrolle
der Tauben im Rahmen von Untersuchungen an. Zweitens stellen wir die (jungen)
Tauben auf unser Basis-System um, bestehend aus Bony SGR (erst für eine Woche
und dann zweimal pro Woche), Bony Basiskern und BMT über das Futter 1 x
pro Woche mit Nucleovit und darüber hinaus (möglicherweise) Bony M und Bony
Mineral.
Die Jungtauben können hierdurch in der Regel ohne Probleme aufwachsen und in
den meisten Fällen ohne oder mit sehr wenig Medikamente auskommen.
Viel Erfolg
Peter Boskamp