Paratyfusmanagement
In den letzten Jahren habe ich regelmässig das Thema Paratyphus besprochen. In dieser Jahreszeit bleibt es jedoch das wichtigste Thema für Fragen. In andere Artikel und Newsletter habe ich die Symptome schon mehrmals besprochen. Ich möchte mich in dieser Artikel dann auch vor allem beschränken zum Managen dieser komplexen Krankheit.
Paratyphus ist eine Krankheit die verursacht wird durch Salmonella typhimurium var. Copenhagen. In der Klinik höre ich öfters Bemerkungen von Züchter dass sie davon überzeugt sind die Krankheit eingefangen zu haben bei z.B. die Hühner des Nachbars. Dabei gehen diese Züchter an der Tatsache vorbei das der Stamm von Salmonella der die Tauben befallen kann Artspezifisch ist.
Salmonella ist eine Bakterie die das Abwehrsystem der Tauben für grosse Probleme stellen kann. Ich habe diese Bakterie, zusammen mit der Staphylokokke, dann auch schon Mal verglichen mit einem Meuchelmörder. Diese Bakterien können während einem längeren Zeitraum anwesend sein bevor die Probleme sich manifestieren. Die Bakterie untergräbt das Abwehrorgan, bis letztendlich Probleme vorkommen. Wie gesagt kann die Bakterie dann schon länger geräuschlos anwesend gewesen sein.
Vorbeugen
Jetzt, im Herbst, werden die meisten bakteriologische Kotuntersuchungen gemacht um zu kontrollieren ob eine Paratyphusinfektion anwesend ist. Der Herbst ist dann auch die beste Jahreszeit um dies zu machen. Denn, weil die Tauben in dieser Jahreszeit meistens keine Medikamente mehr bekommen, wird die Infektion nicht unter dem Teppich gefegt. Das geben von Antibiotika sorgt meistens dafür dass die Bakterie vorübergehend nicht im Kot nachweisbar ist. Der Herbst ist auch die Jahreszeit in der die Abwehr der Tauben ziemlich unter Druck geraten kann durch die Mauser, aber auch durch die oft mässigen Wetterbedingungen.
Wenn die Bakterie überhaupt einfach nachweisbar ist, dann ist es wohl in dieser Periode. Am besten kann Kot von etwa fünf Tagen gesammelt werden, weil die Bakterie bei Trägertieren nicht täglich im Kot zurückgefunden werden kann wegen der wechselende Ausscheidung. Wir haben die Untersuchungen nach der Anwesenheit der Bakterie in der Klinik erweitert mittels noch empfindlichere Teste. Das sorgt dafür das wir mehr Infizierungen auffinden als früher. Aber sogar mit diese bessere Testmethoden können wir die Bakterie momentan nur in 10 % der eingeschickten Kotproben nachweisen. Das könnte man als ein hoher Prozentsatz sehen, aber man muss sich dazu auch bedenken das die Kotproben die wir zur Untersuchen angeboten bekommen vor allem kommen von Züchter die selber schon finden das Ihre Tauben schlechter Kot produzieren oder irgendwie nicht in Ordnung sind. Es handelt sich hier also nicht um eine repräsentative Stichprobe.
Kuren?
Auf der anderen seite gibt es auch Taubenzüchter die die natürliche Abwehr der Tauben unterstützen mit z.B. Bony SGR. Bei diese Züchter wird nur bei grosser Ausnahme eine Salmonella im Kot der Tauben nachgewiesen. Wir dürfen, die Praxisuntersuchungen in Betracht genommen, vorsichtig behaupten das es reichlich Schläge gibt wo Ausscheidung im Kot vorkommt. Trotzdem zeigt sich auch deutlich das der übergrosse Teil dieser Schläge hier keine Probleme mit hat. So gesehen ist die Frage gerechtfertigt ob es dann absolut notwendig ist um in jedem Herbst ‘vorbeugend’ eine Kur gegen Paratyphus zu machen. Vor allem wenn wir bedenken dass etwa einen Monat nach Ende einer Kur bei den meisten Schlägen wo Träger sitzen, die Ausscheidung im Kot wieder fröhlich anfängt. Ich denke dann auch das es irgendwie eine sinnlose Exercition ist. Wenn man sich dazu überlegt dass diese Ausscheidung in der Praxis bis fast Null reduziert wird bei Züchter die zusätzlich die Unterstützung der Abwehr Beachtung schenken, ist die Frage berechtigt ob man das Kraut nicht besser trocken halten kann bis er wirklich Probleme gibt. Aber alte Bräuche lassen sich schwer ändern. Vor allem im Taubensport.
Vorschrifte
Die Behörden sind wie bekannt die Regel im Bezug zur Benutzung von Antibiotika am ändern. Auch in diesem Sinne würde es im Taubensport klug sein sich zu besinnen auf die (oft unnötige) Anwendung von vorbeugende Paratyphuskürchen in Herbst. Wenn ich Taubenzüchter davon überzeuge dass es meistens Eulen nach Athen tragen ist, höre ich von diese Züchter oft genug nach einer Weile dass sie tatsächlich keinen Unterschied sahen in ihre Zuchtleistungen usw. Na ja, die Macht der Bräuche ist meistens jedoch stärker als der gesunde Verstand. Die Angst für schlechte Zuchtresultate treibt viele Züchter immer wieder zur jährlichen Paratyphuskur im Herbst. Die Begründung ist dann immer das die Zucht gerade hierdurch so gut verläuft. Wenn man eine schlechte Zucht hat muss das nicht immer unbedingt durch Paratyphus verursacht werden. Es gibt mehrere Bakterien die hierbei eine ursachliche Rolle spielen können, aber auch Viren. In diese Fällen kann es sein dass das Geben von eine Antibiotikakur sein Nutzen beweisen kann. Einfach weil der Infektionsdruck in der Breite gesenkt wird. Nicht ausschliesslich der Infektionsdruck der Paratyphusbazille. Aber ist es dann, wie schon erwähnt, nicht vernünftiger um die Abwehr zu steigern? Tauben mit eine gute Abwehr können wenig bis keinen Hinder haben von entweder diese Bakterie oder eine Andere.
Die Vitalität der Tauben wird, bei Unterstützung der Abwehr im Ganzen, gesteigert und die gut Darmbakterien werden nicht abgetötet durch die Antibiotika.Forschung, u.A. durch einen Mikrobiologen aus New York, Prof. Martin Blaser, brachte am Licht das nach jede Antibiotikakur einige Sorten der guten Darmbakterien definitiv aus der Darmflora verschwinden. Auf die lange Dauer ist es also nicht richtig um regelmässig Antibiotika zu verabreichen. Ausserdem zeigt Forschung immer öfter, dass unsere Darmflora eine Rolle spielt bei es zu voller Wachstum bringen unseres Abwehrsystems. Anders gesagt sorgt die Darmflora dafür dass das Abwehrsystem erwachsen werden kann. Die Einsichten nehmen weiter zu das es oft geben von Antibiotika an junge Lebewesen die Entwicklung des Abwehrsystems vielleicht bremsen und beschränken könnte. Es könnte also so passieren das wir auf diese Weise wirklich das Pferd hinter dem Wagen spannen. Aber auch hier ist die grösste Gegenkraft schon wieder die Macht des Brauches. Eine Gegenkraft, die die Akzeptanz von neue Einsichte verzögert.
Infiziert, und dann?
Wir finden also jedes Jahr einige Schläge wo die Tauben infiziert sind mit diese Bakterie. In diese Fälle ist es wichtig um bestimmte Massnahmen zu treffen, um so der Infektionsdruck und die Ausscheidung bei den Tauben so viel wie möglich ein zu schränken. Ausschliesslich Medikamente zu geben ist, wie gesagt, einfach Eulen nach Athen tragen. Wir sahen ja schon dass die Ausscheidung nach einen guten Monat fröhlich neu anfangen kann. Dennoch ist das geben von eine Kur dann sehr wichtig. Ausreichend lange und ausreichen hoch dosiert.
Es darf aber nicht dabei bleiben. Dazu soll der Schlag gründlich gereinigt und desinfiziert werden mit ein effektives Mittel. Wir Empfehlen dafür Virkon S. Die Desinfizierung kann dann routinemässig während einige Zeit wiederholt werden. Die Erfahrung lehrt ja durch die Jahre, das sogar Schläge die über längere Zeit leer gestanden haben, wegen Paratyphus, nach Wiederbesetzung manchmal doch wieder schnell neue Fälle von Paratyphus zeigen. Die Salmonellabakterie darf einfach nicht unterschätzt werden. Auf der anderen Seite ist es kein Grund zur Panik. Einfach der gesunde Verstand einschalten. Nach eine gründliche Kur die Tauben impfen gegen diese Bakterie ist bei Ausscheider im Kot auch notwendig. Das wird man dann während längerer Zeit auf strategische Momente wiederholen müssen über Jahre. Einmal impfen löst das Problem nicht, genauso wenig wie ein einmaliges Kürchen oder eine einmalige Desinfektion des Schlages.
Steigerung der Abwehr
Neben obengenannte Massnahmen um die erste Not zu verhelfen bei einem Ausbruch ist es wichtig um ab jetzt die Abwehr Aufmerksamkeit zu schenken und sich zu vertiefen in die Möglichkeiten die es inzwischen gibt. Es gibt mehrere Firmen die hierzu unterstützende Präparate auf dem Markt gebracht haben. Und wenn man sich die Mühe machen will um die Literatur zu lesen, gibt es auch dort ausreichend viele Tipps um eine Verbesserung in festgerostete Angewohnheiten an zu bringen die u.A. die Ursache von eine mangelhafte Abwehr ist.
Bei eine Infektion des Körpers mit Paratyphusbazille wird ein Kampf im Darm entstehen mit die andere im Darm anwesende Bakterien. Eine gute und gesunde Darmflora wird seine Stelle nicht so einfach abgeben an die Neuankömmlinge. Auch für die Darmflora gillt survival of the fittest. Obwohl die Meinungen hierüber unterschiedlich sind, gibt es genug Stimmen die sagen das die Unterstützung der Darmflora mit gute Darmbakterien einen Platz verdient in ein gutes Paratyphusmanagement. Das heisst dann das man auf regelmässiger Basis Probiotika und Prebiotika verabreichen kann.
Die Salmonella Bakterie ist ein Angreifer der wie bekannt auf viele Stellen im Taubenkörper für Probleme sorgen kann. Normalerweise kommt er über den Darm im Körper. Dort muss also eine erste Verteidigungslinie liegen die gut funktioniert. Eine gut funktionierende Darmflora spielt dabei eine wichtige Rolle. Durch nun die Darmflora unter Druck zu setzen mit Antibiotika in der Form einer vorbeugenden Kur, spielt man da nicht so richtig mit.
Der Schwerpunkt müsste gerade, aus mehrere Gründen, liegen auf eine Verstärkung der Darmflora. Die Antibiotika würden wir wegen gutes Management, so viel wie möglich beschränken müssen zu den Fällen wobei es sich ergeben hat das die Notwendigkeit besteht diese zu verabreichen. Das bedeutet bei klinische Ausbrüche und bei Ausscheidung der Bakterie über den Darm. Sie als Taubenzüchter haben die Qual der Wahl. Es gibt genug Tierärzte die der Meinung sind das man ruhig eine Kur machen kann im Herbst. Es gibt für bestimmte Schläge gute Gründe dafür, aber auf ander Schläge gibt es mehr Gründe dagegen. Ich wollte hier nur die Kehrseite dieser Medaille zeigen.
Viel Erfolg,
Peter Boskamp